Meet the Expert: Juliana Mocha, Atem- und somatischer Coach, Breathwork Facilitator und Nervensystem-Expertin

Juliana Mocha Atem- und somatischer Coach

Juliana Mocha ist Atem- und somatischer Coach, Breathwork Facilitator und Nervensystem-Expertin. Im Gespräch hat sie uns erzählt, wie sie „aus Versehen“ zum Breathwork gekommen ist, was sie an der Darstellung auf Social Media stört und wie man den Einstieg in die Atemarbeit findet.

Kannst du uns ein bisschen über deinen Hintergrund erzählen und wie du zu deiner Arbeit gekommen bist?

Ich habe Kommunikation und Sprachen studiert und dadurch war das Thema Verbindung zwischen Menschen schon immer in meinem Beruf präsent. Mit mir selbst und besonders meinem Körper war ich aber lange Zeit leider alles andere als verbunden. Stattdessen waren Stress, viel arbeiten, mich beschäftigt halten und funktionieren an der Tagesordnung. Dass ich fast nur im Kopf war und meinen Körper eher ignoriert habe, hat er erst mit leiseren Beschwerden wie Kopf- oder Rückenschmerzen angekündigt und mir dann lauthals mit einem Burnout und Endometriose entgegengeschrien.

Und so habe ich mich auf den Weg der Heilungsreise begeben und verschiedene Methoden für mehr Achtsamkeit und Balance ausprobiert, zum Beispiel Klangschalen. Ich bin in dieser Zeit auch auf ein Retreat gestoßen, das ich zunächst für ein Yoga-Wochenende gehalten habe. Wie sich herausstellte, hatte ich mich getäuscht. So bin ich „aus Versehen“ auf einem Breathwork-Retreat gelandet und habe, ohne zu wissen, was ich da eigentlich tue, meine erste transformative Atemreise (Conscious Connected Breathing) erlebt. Wow!

Diese Erfahrung war unbeschreiblich, so hatte ich mich in meinem ganzen Leben noch nie gefühlt.

Und wusste instantly: Das möchte ich auch lernen und anderen Menschen diese Erfahrung ermöglichen.

Gibt es eine besondere Erfahrung oder ein Erlebnis, das deine Arbeit und deinen Ansatz beeinflusst hat?

Tatsächlich war das eher ein schleichender Prozess. So wie ich im Alltag gerne Gas gegeben habe (mache ich auch jetzt noch, aber eben nicht mehr chronisch), so habe ich das auch bei meiner Freizeit getan: Yoga? Gerne als auspowernder Flow. Meditation? Nee, zu langweilig!

Heute weiß ich: Ich war einfach in der konstanten Überaktivierung des Nervensystems. Durch meine 400-Stunden-Atem-Ausbildung, in die auch viele somatische Prozesse und Übungen eingeflossen sind, zum Beispiel angelehnt ans Somatic Experiencing, habe ich wieder gelernt, dass Langsamkeit und Ruhe auf der Heilungsreise so wichtig sind und integriere diese in meine Arbeit. Denn: Regeneration braucht einen entspannten Zustand!

Was würdest du jemandem raten, der noch keine Erfahrung mit Breathwork gemacht hat und damit gerne beginnen würde?

Geht es bei Breathwork um eine regelmäßige Atempraxis, also die funktionale Atmung im Alltag und damit darum, die Gesundheit zu verbessern, wäre der Rat: Go for it! Entweder direkt bei einem Atemcoaching oder auch ganz einfach immer mal wieder zwischendurch: Verbinde dich einfach mit deiner Atmung, um dich zu spüren und die Signale deines Körpers mitzubekommen. Schon mit wenigen bewussten Atemzügen können wir den Zustand unseres Nervensystems verändern und so entweder den Kaffee am Nachmittag ersetzen oder uns gezielt entspannen.

Bei einer Breathwork-Session im Sinne der transformativen Atmung zum Auflösen von Blockaden, Fühlen der Emotionen und Schließen der Stresszyklen, würde ich dazu raten, sich zu informieren und es nur bei Menschen mit fundierter Ausbildung auszuprobieren. Von riesigen Breathwork-Sessions auf Festivals und Co. halte ich persönlich nichts!  Denn ich bin überzeugt, dass es eine wirklich transformierende Erfahrung sein kann, bei der aber eine traumasensible und dem jeweiligen Zustand des Nervensystems angepasste Begleitung wichtig ist, genauso wie das Aufklären über Kontraindikationen und der Austausch im Vorfeld und Nachgang.

Mit welchen Problemen kommen Menschen zu dir?

Der Atem kann prinzipiell bei zahlreichen Problemen unterstützen, darunter bei körperlichen Beschwerden, chronischen Erkrankungen, aber auch bei Schnarchen oder die sportliche Leistungsfähigkeit verbessern. Meine Trainerinnen haben immer gesagt: Wir ziehen an, was wir aussenden. Menschen, die ich anziehe, haben oft unterschiedlichste Symptome – schlecht schlafen, innere Unruhe, Verdauungsprobleme und mehr – dem zugrunde liegt aber ganz oft ein- und dieselbe Ursache: Stress oder unterdrückte Emotionen. Und seitdem ich diese Erfahrung mache, kann ich dem Satz viel abgewinnen, denn auch ich habe mich jahrelang sehr durchs Leben gestresst und im Funktionieren-Modus gehalten, oft abgelenkt und eigentlich kaum noch zur Ruhe kommen können. Das Spannende am Atem und der Rückbesinnung auf somatische Signale ist:

Wir können lernen, dem Stress im Außen anders zu begegnen, indem wir auf die Sprache unseres Körpers hören, unser Nervensystem regulieren und unser Stresstoleranzfenster erweitern.

Und so resilienter, entspannter und ruhiger werden.

Welche Missverständnisse oder Mythen gibt es über deine Arbeit, mit denen du gerne aufräumen würdest?

Bei Breathwork würde ich definitiv sagen, dass es nicht immer die High experience braucht. Vielleicht kennst du auch die Bilder auf Social Media, die krasse Prozesse von Menschen zeigen, die sich krümmen, weinen und schreien – im Übrigen ein No Go für mich, das zu zeigen. Eine Atemsession ist nicht nur dann intensiv, wenn wir uns alles rausschreien. Das kann gut sein, ja, etwa wenn viel unterdrückte Wut im Spiel ist, die raus möchte – und jemand das vielleicht früher nie rauslassen durfte, sondern „brav“ und damit nichts anderes als angepasst sein musste. Gleichzeitig kann ein Prozess aber auch sehr intensiv sein, wenn er leise stattfindet und wir vielleicht wieder lernen, Sicherheit im eigenen Körper zu erfahren. In meiner Arbeit geht es mir darum, dass wir in Kontakt mit unserem Körper, unseren Emotionen und dem Unterbewusstsein kommen, also im Körper verankert bleiben und die Erfahrung so nachhaltig integrieren können.

Bei Sound Bädern oder Entspannungstechniken wie Atemmeditationen würde ich sagen, ist es das Thema, dass Menschen manchmal glauben, Meditation oder zur Ruhe kommen „sei nichts für sie“. Dabei halte ich es mit Meditation wie meine Yogalehrerin mal sagte: „Die Asana, bei der du die meisten Widerstände hast, ist genau die richtige für dich!“ (Hallo herabschauender Hund!). Wenn du glaubst, in die Stille zu kommen, ist nichts für dich, brauchst du es eigentlich umso mehr!

Gibt es Trends oder Entwicklungen im Bereich der alternativen Heilmethoden, die du besonders spannend findest?

Kein Trend, sondern eher eine uralte Kunst: Reiki. Begegnet mir in letzter Zeit immer wieder und ich finde es wahnsinnig spannend. Und das ganze Thema Nervensystemregulierung, das meiner Meinung nach gerade richtig Aufwind bekommt. Zurecht, wie ich finde – denn wenn wir unseren Körper nicht mitnehmen, ist Mindset-Arbeit aus meiner Sicht direkt weniger effektiv.

Denn einem Nervensystem im konstanten Überlebensmodus können wir so viele Affirmationen sagen, wie wir wollen, wenn die körperlichen Signale nicht dazu passen, wird der Nutzen begrenzt sein.

Schließlich verlaufen etwa 70 bis 80 Prozent der Kommunikationssignale vom Körper ins Gehirn – und nicht umgekehrt.

Welche Heilmethoden oder Techniken integrierst du in deinen Alltag?

Oh, da gibt es so viele! Allen voran bleibe ich dem Atem treu. Ich habe selbst eine tägliche Atempraxis und besuche mindestens einmal im Monat eine transformierende Atemsession. Denn ich bin überzeugt, dass wir andere nur so weit begleiten können, wie wir den Weg selbst gegangen sind.

Und: Neben Raum halten für andere tut es auch gut, Space für die eigenen Prozesse gehalten zu bekommen. Darüber hinaus liebe ich aber noch so viele andere Techniken: Ich finde Reiki spannend und habe auch meine Liebe zu zeremoniellem Kakao entdeckt.

Mehr Informationen zu Juliana und Kontaktmöglichkeiten findest du auf ihrem Expertinnen Profil.

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